Als ich 19 Jahre alt war, habe ich den Vater meines Kindes getroffen. Er war 14 Jahre älter als ich, und ist aus Mali in die DDR gekommen, um seine Doktorarbeit in Germanistik zu machen. Wir waren über ein Jahr zusammen. Ich war total verliebt. Er repräsentiert vieles, was man in der DDR nicht gewohnt war. Er hat die Welt bereist, und hat vieles erlebt. Er war kein Muttersöhnchen wie die meisten Germanistikstudenten. Ich habe ihn meinen Eltern vorgestellt, und es war eine totale Katastrophe. Meine Eltern haben das Dritte Reich erlebt, und wussten ganz genau, was es bedeutet, nicht gesellschaftskonform zu leben.
Reinhild Lehmann (Lehrerin, 1955 in Schlieben geboren)